In Erinnerung an Eugen Huggenberger

Er war dem FC Schaffhausen stets verbunden: Eugen «Geni» Huggenberger stand zwischen 1957 und 1964 im Fanionteam und prägte eine bewegte Zeit des Clubs mit. Nun ist er im Alter von 92 Jahren verschieden. Der FC Schaffhausen erinnert in einem Nachruf an einen geselligen Mitspieler und treuen Kameraden. 

Der Fussball war in Eugen Huggenbergers Leben von Anfang an präsent. Sein Vater spielte beim damaligen FC Paradies und später beim FC Stein am Rhein, und bald griff auch Eugen zum Ball. 1947, mit 14 Jahren, trat er den B-Junioren des FC Schaffhausen bei. «Er kam in eine sehr starke Auswahl, die sogar einmal Ostschweizer Meister wurde», erinnert sich sein langjähriger Freund Kurt Grünig. In den 1950er-Jahren gehörte Huggenberger zur Reservemannschaft und rückte regelmässig ins erweiterte Kader des Fanionteams auf, kam jedoch vorerst nicht zum Einsatz. 1955 wechselte er mit Kurt Grünig zum FC Frauenfeld. Die beiden fuhren in Huggenbergers VW zu Trainings und Spielen, oft begleitet von ihren Frauen Ingrid und Ruth. Aus dem sportlichen Miteinander wurde eine langjährige Freundschaft.  1957 kehrte Huggenberger zum FC Schaffhausen zurück und absolvierte am 29. September gegen den FC Thun (1:2) sein erstes Spiel in der Nationalliga B. 

Das prägende Jahr 1961 

Huggenberger war Stammspieler in jener Mannschaft, die den Aufstieg in die Nationalliga A schaffte. Auch im Schweizer Cup trug er viel zum Erfolg bei: Gegen Grenchen und Cantonal Neuchâtel setzte sich der FCS in Wiederholungsspielen durch und erreichte den Halbfinal. Am Sonntag, 5. März 1961, standen 7500 Zuschauende auf der Breite, als der FCS gegen La Chaux-de-Fonds mit 0:2 unterlag. Huggenberger spielte als Aussenläufer. Im selben Jahr reiste er mit dem Team im Rahmen des «Coppa delle Alpi» nach Busto Arsizio zum Spiel gegen Aurora Pro Patria. Die Partie endete 1:2, Huggenberger kam nicht zum Einsatz. Am Montag wurde er am Bahnhof mit Glückwünschen empfangen. «Wozu denn, wir haben doch verloren», fragte er verdutzt. Erst da erfuhr er, dass seine Frau Ingrid Stunden zuvor per Kaiserschnitt eine Tochter zur Welt gebracht hatte – eine Frühgeburt. Weil er sich mit dem Team auf der Heimfahrt aus Italien befand und nichts vom Geschehen mitbekam, gab stattdessen sein Schwiegervater die Einwilligung zur Operation. Die kleine Ingrid wog nur 1,5 Kilogramm, entwickelte sich aber blendend. 1965 kam Tochter Nicole hinzu und komplettierte die glückliche Familie. 

Beliebt und geschätzt 
In der Saison 1961/62 spielte Huggenberger wieder in der Reservemannschaft. Nach dem Abstieg des FCS in die Nationalliga B zählte er nochmals zum erweiterten Kader, kam aber nicht mehr zum Einsatz. Sein letztes Spiel bestritt er am 13. Oktober 1963 hingegen in der Nationalliga A gegen den FC Zürich (1:4) vor 5500 Zuschauenden, als er für Hans Berger eingewechselt wurde. Zwischen 1957 und 1964 absolvierte Huggenberger 40 Meisterschafts- und 8 Cupspiele. Tore gelangen ihm keine, doch als Aussenläufer war er ein ruhiger, verlässlicher Spieler, der sich zu behaupten wusste, wie Kurt Grünig bestätigt: «Als Geni von Frauenfeld zurückkam, war er nicht mehr so wild. Er war auf dem Platz eine Art Ruhepol geworden.» Abseits des Feldes wurde er sehr geschätzt. Hans «Jacky» Berger, der von 1959 bis 1964 im Fanionteam spielte, sagt: «Geni war ein geselliger Typ, hatte immer einen Spruch auf Lager, war mit allen gut. Deshalb war er so beliebt. Wir trafen uns über Jahrzehnte in einer grossen Runde, ehe Corona das leider abrupt beendete.» 

Seniorenfussball und Velotouren 

Nach dem Rückzug aus dem Fanionteam schloss sich Huggenberger 1964 dem SC Weinmann an, dem Schweizer Meister im Firmenfussball von 1957. Später wechselte er zu den Senioren des FC Neuhausen, gemeinsam mit ehemaligen Weggefährten wie Grünig, Winzeler, Akeret und Berger. In Thun gewannen sie unter anderem ein Turnier gegen andere Nationalliga-Veteranen. Die Senioren unternahmen zudem regelmässig Velotouren durch die ganze Schweiz. Kurt Grünig und Otto Habermacher führten dabei den Verpflegungswagen, während Ingrid und Nicole Huggenberger regelmässig dabei waren. Beruflich war Huggenberger als Elektromechaniker, später als Steuerkommissär und danach in der Informatik, als IT-Leiter bei der SSC, heute B. Braun, tätig. In den 1970er-Jahren zog die Familie nach Neuhausen, erst ins Oberdorf, später an die Industriestrasse mit exklusivem Blick auf den Rheinfall. «Die Huggenbergers waren sehr gastfreundlich. Sie luden oft Gäste zu sich ein, zum 1. August-Feuerwerk oder einfach so», erinnert sich Kurt Grünig. Infolge einer Kernsanierung wegen Asbest verliessen sie 2014 ihr Zuhause und zogen nach Herblingen. 

Bis zuletzt aktiv 

Nach dem Tod seiner Frau Ingrid im Jahr 2023 blieb Huggenberger selbstständig. Als Junger war er im Militär in der Küche eingeteilt. «Das war meine beste Entscheidung», sagte er einst. «Denn so lernte er kochen und konnte sich im Alter immer noch selbst versorgen», erzählt Tochter Nicole Huggenberger. Diese Art Freigeist zu sein, hatte er immer sehr geschätzt. Denn bis vor wenigen Monaten war er regelmässig in der Altstadt anzutreffen, sass in Cafés und beobachtete das Stadtleben. Im März stürzte Eugen Huggenberger jedoch in der Stadt und zog sich einen Oberschenkelhalsbruch zu. Die Töchter organisierten eine Pflege in Affoltern. Anfangs war er noch voller Tatendrang. «Er wollte unbedingt wieder mit einem Ball spielen», erinnert sich Nicole Huggenberger. Doch sein Zustand verschlechterte sich. «Wir haben kürzlich noch gemeinsam Fotoalben angeschaut, und mein Vater hat viel über seine Zeit beim FC Schaffhausen erzählt.» Am 23. Mai verschied Eugen Huggenberger im Alter von 92 Jahren. Es war jener Freitag, an dem der FC Schaffhausen gegen Bellinzona sein letztes Saisonspiel bestritt. Die Familie wird ihn im Juni mit einer Rheinbestattung verabschieden, am gleichen Ort, wo auch seine Ingrid im Januar 2023 ihre letzte Ruhe fand. 

Der FC Schaffhausen spricht den Töchtern Ingrid und Nicole Huggenberger sowie allen Angehörigen, langjährigen Weggefährten, Freunden und Bekannten sein tief empfundenes Beileid aus und kondoliert von ganzem Herzen. 

Autor: FC Schaffhausen, Ronny Bien, Chronik & Geschichte; Bild von der Familie zur Verfügung gestellt

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